Komm mach mit! Singen im Chor hält Fit!
Chronik
Auszug aus der Festschrift zum 150 jährigen Bestehen der “Cäcilia” Aus der Geschichte des Musiklebens in der Stadt Gau-Algesheim
Der Blick in die Geschichte will geübt sein wie auch die rechte Darstellung des Musiklebens in den zurückliegenden 150 Jahren. Ein historischer Anspruch dieser Chronik misst sich ausschließlich an den Kriterien Neugier und Unterhaltung. Damit soll gesagt sein, daß lediglich eine ganz persönliche Auswahl von geschichtlichen Daten zusammengestellt wurde, für die ein besonderes Interesse vermutet wird. Wenn das Musikleben in unserer Stadt beleuchtet werden soll, so muß auch der um 1570 in Gau-Algesheim geborene Christian Erbach Erwähnung finden. Zweifelsohne ist der Komponist und Orgelmeister Christian Erbach der berühmteste Sohn unserer Stadt. Seine erste musikalische Ausbildung erhielt er auf der Orgel in seiner Heimatkirche. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts verzog die Familie dann, ohne den Kontakt zu verlieren, wie ein Eintrag im Pfarrbuch beweist. Zu Ruhm und Ehren hat Erbach es in Augsburg gebracht, wo er 1635 als Domorganist verstarb. Bevor nach den Anfängen der Chormusik in Gau-Algesheim gesucht wird, sollte man die politische und kulturelle Lage, die um die Zeit herrschte, kurz betrachten.
„Revolution 1848/49“
Von Frankreich aus ging im Februar 1848 eine Welle von Revolutionen durch Europa. Auch wenn am Ende in allen Ländern die reaktionären Kräfte wieder an die Macht kamen, bestimmten politische Debatten und bewaffnete Auseinandersetzungen das Gesicht der Jahre 1848/49. Die Aufstände in Wien und Berlin vom März 1848 („Märzrevolution“) sowie demokratische Bewegungen in fast allen deutschen Ländern, führten im Mai 1848 zur Eröffnung der Verfassunggebenden Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche unter dem rheinhessischen Präsidenten Heinrich von Gagern. Knapp 600 gewählte Abgeordnete, darunter der „Turnvater“ Jahn, der Germanist Jakob Grimm, die Dichter Ernst Moritz Arndt und Ludwig Uhland, sowie der spätere Mainzer Bischof Wilhelm von Ketteler, begannen auf der Grundlage der Ideen von Freiheit, Volkssouveränität und Demokratie die Verfassung eines deutschen Gesamtstaates auszuarbeiten. Zu den demokratischen Errungenschaften der deutschen Revolution gehörte neben der Pressefreiheit auch die Erlaubnis, Vereine zu gründen. Nach der gewaltsamen Niederschlagung der Revolution verlor der „Deutsche Michel“ schnell das Interesse an der Politik und widmete seine ganze Kraft der wirtschaftlichen Entwicklung. Die Aufstände in Wien und Berlin vom März 1848 („Märzrevolution“) sowie demokratische Bewegungen in fast allen deutschen Ländern, führten im Mai 1848 zur Eröffnung der Verfassunggebenden Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche unter dem rheinhessischen Präsidenten Heinrich von Gagern. Knapp 600 gewählte Abgeordnete, darunter der „Turnvater“ Jahn, der Germanist Jakob Grimm, die Dichter Ernst Moritz Arndt und Ludwig Uhland, sowie der spätere Mainzer Bischof Wilhelm von Ketteler, begannen auf der Grundlage der Ideen von Freiheit, Volkssouveränität und Demokratie die Verfassung eines deutschen Gesamtstaates auszuarbeiten. Zu den demokratischen Errungenschaften der deutschen Revolution gehörte neben der Pressefreiheit auch die Erlaubnis, Vereine zu gründen. Nach der gewaltsamen Niederschlagung der Revolution verlor der „Deutsche Michel“ schnell das Interesse an der Politik und widmete seine ganze Kraft der wirtschaftlichen Entwicklung.
1848 Vereinsgründung
Nach der Überlieferung waren es 16 sangesfrohe Männer, die sich unter der Leitung von Lehrer Bartholomäus Sutter zusammenfanden und den Gesangverein „Cäcilia“ als Quartettverein gründeten. Leider sind aus jener Zeit keine schriftlichen Aufzeichnungen vorhanden, so daß nur 11 Sänger in den späteren Unterlagen namentlich genannt sind. Dies waren: Friedrich Barth 1. Friedrich Barth 2. Michael Barth Theobald Dengler 5. Johann Dengler 4. Josef Deister Karl Diehl Heinrich Hattemer 7. Johannes Hemmes Johann Hessel 5. Heinrich Hessel 4. Es ist auszuschließen, daß die Gründung des Gesangvereins politische Wurzeln hat. Es war wohl die Idee, gemeinsam zu singen und sich unter Männern zu regelmäßigen Proben, die damals im Rathaussaal stattfanden, außerhalb der Familien zu treffen. So ist es auch zu erklären, daß dem Verein als Korporation von Sr. kgl. Hoheit, Großherzog Ludwig III., eine öffentliche Belobigung, für die Nichtteilnahme an der damaligen Freiheitsbewegung ausgesprochen wurde. Ihre Losung hieß „Rein im Lied, rein im Wein, drum singt und trinkt am deutschen Rhein“ und machte deutlich, daß man dem Lied ebenso wie der Geselligkeit zugetan war. Bereits seit dem ausgehenden Mittelalter waren Chorsänger, die „Chorales Chori“, als Mitgestalter des Gottesdienstes in der kath. Pfarrkirche tätig. Da ab 1850 in der Kirchenrechnung die Ausgaben von 70 Gulden und 40 Kreuzern für diese Gruppe nicht mehr auftauchen, kann man davon ausgehen, daß der junge Verein aus ihnen hervorgegangen ist. Im Jahre 1848 kam auch ein neuer kath. Pfarrer, Johann Anton Waldeck, aus Heidesheim, zuletzt Pfarrer in Sulzheim, nach Gau-Algesheim. Da in seiner Heimatgemeinde Heidesheim bereits seit 1842 ein Gesangverein Cäcilia bestand, hat er wahrscheinlich die Gründung dieses weltlichen Männerchores unter dem frommen Namen gefördert. Der Verein verstand sich so stark an die katholische Kirche gebunden.
1850 erste Vereinsfahne
Der Verein hatte bereits eine stattliche Mitgliederzahl, und so wurde eine Vereinsfahne angeschafft. Diese erste Fahne, heute noch in einem relativ guten Zustand vorhanden, ist aus grüner Seide hergestellt. Sie trägt das Bild der „heiligen Cäcilia“ und die Schrift „Der Cäcilia Verein zu Gau-Algesheim“. Wer die Fahne angefertigt hat, ist leider nicht zu ergründen. Aus Anlaß des 50jährigen Bestehens im Jahre 1898 wurden von den Schwestern der Göttlichen Vorsehung in Mainz die Stickereien erneuert und die Jahreszahlen 1848 — 1898 neu aufgestickt. Die Fahne wurde bei einem Konzert mit Ball am 26. Dezember 1850 im Lokal von Johann Immerschitt, Langgasse, festlich eingeweiht.Durch den harmonischen Verlauf des Fahnenweihfestes erwarb sich der Verein immer mehr Freunde und Gönner in der Bürgerschaft. Die Chorleitung hatte Lehrer Weber übernommen, da Lehrer Sutters „dienstliches wie außerdienstliches Verhalten“ zu Beschwerden führte und er sich deshalb vor der Großherzoglich Hessischen Bezirks-Schul-Commission verantworten mußte. Anfang der 60er Jahre wurde dann Lehrer Philipp Becker neuer Chorleiter. Die alljährlichen Konzerte mit Ball fanden damals regelmäßig am zweiten Weihnachtsfeiertag, abwechselnd im Gasthause Joh. Immerschitt und im Hotel Kaiser, statt. Die Bürgerschaft unterstützte die Veranstaltungen in großem Maße.
1863 Gründung eines Kirchengesangvereins
In der Festschrift zum 100jährigen Bestehen des MGV 1881 e.V. Gau-Algesheim im Jahre 1981, schreibt Pfarrer Dr. Ludwig Hellriegel, daß 1863 ein Kirchengesangverein von Pfarrer Anton Waldeck gegründet wurde. Am 1. Mai 1865 schrieb dieser Pfarrer an das Bischöfliche Ordinariat in Mainz: „.… Seit über 2 Jahren hat sich dahier unter Leitung von Herrn Lehrer Jos. Nik. Gölz ein Kirchengesangverein, auch Kirchenchor genannt, aus nunmehr 15 musterhaften, den besseren und besten Familien dahier angehörenden jungen Leuten bestehend, mit dem bestimmt ausgesprochenen Zweck gebildet, ausschließlich den Kirchengesang zu cultivieren und dadurch zur Verherrlichung des Gottesdienstes nach Kräften beizutragen, was gewiß jetzt bei der nun bevorstehenden Einführung des Diözesangesangbuches als sehr löblich und zweckmäßig anerkannt werden muß. “ Dieser Kirchengesangverein bestand bis zum Jahre 1903. Etliche noch vorhandene Notenblätter beweisen, daß dieser Chor auch vierstimmige lateinische Meßgesänge beherrschte. Die Gründung eines eigenen Kirchengesangvereins trug maßgeblich dazu bei, daß der Gesangverein „Cäcilia“ sich in zunehmendem Maße als weltlicher Verein verstand.
1867 zweite Vereinsfahne
Auf dem Besitztum der Gastwirtschaft von Heinrich Kaiser 3. Wwe. wurde ein Sängerfest, verbunden mit der Weihe einer zweiten Vereinsfahne, abgehalten. Die Festlichkeit hatte den Charakter einer engeren Feier. Diese zweite Vereinsfahne aus roter Seide, trug die Aufschrift „Cäciliengesangverein“. In der Chronik wird berichtet, daß unter der Leitung von Herrn Lehrer Becker, der bis zum Jahre 1878 den Dirigentenstab schwang, die Vereinsaktivitäten sehr rege waren. Als Vereinslokal wurde der Rathaussaal genutzt.
1870 — 1880 Der Verein entwickelt sich zu einem Faktor in der Stadt
08. Mai 1870 Besuch des Sängerfestes in Appenheim. 16. Okt. Wohltätigkeitskonzert zu Gunsten der im Felde stehenden Soldaten. 19. Juni 1871 Mitwirkung bei Friedensfestfeier anläßlich der Beendigung des Krieges 1870/71. 16. Juni 1872 Mitwirkung an der Geburtstagsfeier des Großherzogs Ludwig III. 26. Juni Mitwirkung an der Festfeier zum 25. Pontifikat von Papst Pius IX. 27. Okt. Konzert im Lokal Immerschitt, Langgasse, zum Bes-ten des hiesigen Kirchenbaues. 26. Dez. Weihnachtsfeier im Hotel Kaiser. Der Rheinische Volksbote berichtet: „Sämtliche Vorträge zeigten deutlich den Eifer und die Fortschritte der Sänger mit ihrem geschätzten Dirigenten, Herrn Lehrer Becker“. 17. Juni 1873 Mitwirkung an der Feier des 25jährigen Regierungs-jubiläums des Großherzogs Ludwig III. 29. Juni Zur Erinnerung an die großen Tage des glorreichen Feldzuges von 1870/71 wurde 1872 in Gau-Algesheim ein Kriegerverein gegründet. Bei deren Fahnenweihe wirkte der Verein mit. 22. Nov. Feier des 25jährigen Stiftungsfestes in Verbindung mit dem Namensfeste der heiligen Cäcilia im Lokale von Gastwirt Josef Deister, Bahnhofstraße. 28. Juni 1874 Besuch des Sängerfestes in Großwinternheim. 22. Nov. „Cäcilienfeier“ im Hotel Kaiser, Ockenheimer Straße.
1875
Das Jahr zeigt die hohe Auffassung des Ideals, das die Sänger und Dirigent verbanden in dem Streben, ihr Können auch in den Dienst des Kirchengesanges zu stellen. Am Palmsonntag wurde im Hochamt die Passion vorgetragen. An Dirigent und Sänger wurden große Anforderungen gestellt, die durch den unermüdlichen Einsatz von Lehrer Becker mit seinem Chor durch Soli- und Gesamtvorträge glänzend gelöst wurden. 06. Juni Besuch des Sängerfestes in Dromersheim. 01. Jan. 1876 Neujahrsball im Hotel Kaiser 18. Juni Teilnahme am Sängerfest in Mombach. 03. Juni 1877 Mitwirkung an der Festfeier des 50jährigen Bischofsjubiläums von Papst Pius IX. 23. Juni Mit welcher Liebe und Hochachtung die Sänger ihrem Dirigenten zugetan waren, zeigt die Feier des Namensfestes von Herrn Becker. Im trauten Kreise im Garten des aktiven Mitgliedes Theobald Hattemer III, in der Grabenstraße neben der Kleinkinderschule, fand man sich zusammen. Der „Rheinische Volksbote“ berichtete: „Ansprachen und Gesangsvorträge wechselten in schönster Weise miteinander ab. Bei perlendem Wein klangen die herrlichen Chöre in die sternklare Nacht. In animierter Stimmung trennte man sich beim Morgengrauen“. 08. Juli Besuch des Sängerfestes in Ockenheim. 15. Juli Mitwirkung bei der Einweihung des neuerbauten Saalbaues in der Nähe des Bahnhofs (später Fa. Avenarius). 12. Aug. Laurenzifest; Aufführung einer lateinischen Messe im Hochamt. 14. Okt. Konzert und Ball im neuen Saalbau.
1878
Das Jahr brachte dem strebsamen Verein einen Dirigentenwechsel. Krankheitshalber und mit Rücksicht auf das Alter mußte Lehrer Becker den Dirigentenstab in die Hände von Lehrer Krämer legen. 19. Jan. 1879 Konzert im Hotel „Kaiser“ unter der Leitung des neuen Dirigenten. 13. Juli Teilnahme am Sängerfest, verbunden mit Fahnenweihe in Heidesheim. 23. Nov. „Cäcilienfeier“ im Immerschitt’schen Lokale in der Langgasse, zusammen mit dem „Kath. geselligen Verein“, der im Oktober 1871 von Pfarrer Koser ins Leben gerufen wurde. 09. Febr. 1880 Fastnachtsmontag: Konzert im Lokale Immerschitt. 20. und 21.Juni Mitwirkung beim 6. rheinhessischen Feuerwehrtag, der in der Stadt anläßlich des 20. Stiftungsfestes der hiesigen Feuerwehr abgehalten wurde. Die Aufzeichnungen der ersten 32 Jahre zeigen, daß der Verein neben dem routinemäßigen Vereins- und Probenbesuch auch an öffentlichen Veranstaltungen in- und außerhalb der Stadt teilgenommen hat. Dabei handelt es sich durchweg um Sangesfeste, Geburts- und Erinnerungsfeiern für kirchliche Würdenträger und Landesfürsten. Durch die Auftritte hatte sich der Verein bestes Ansehen in der Bevölkerung verschafft.
1881 Gründung des Männergesangvereins
Dieser Gesangverein wurde von 15 Männern ins Leben gerufen, die teilweise bis dahin der „Cäcilia“ (Johann Kronenberger) und dem Kirchengesangverein 1863 (Philipp Jakob Dengler) angehörten. Der Wahlspruch des neuen Vereins „Im Sange rein und treu im Wort, in Eintracht bleiben immerfort!“ läßt vermuten, daß es den Gründern im wesentlichen auf eine weitere Intensivierung der Chorarbeit ankam. Ein Beleg dafür ist auch, daß der Verein bereits im Jahre 1896 einen Gesangswettstreit in Heidesheim besuchte.
1881 Mit neuem Chorleiter und neuem Vorsitzenden in das neue Jahrzehnt
Da Lehrer Krämer zur Volksschule Heidesheim versetzt wurde, übernahm Lehrer Karl Palzer, angestellt an der kath. Lehranstalt Gau-Algesheim, die Leitung des Cäcilienvereins. Bei der alljährlichen ordentlichen Generalversammlung wurde Beigeordneter Konrad Schmitt_2. zum 1. Vorsitzenden des Vereins gewählt.
1882 — 1897 Wechselvolles Vereinsgeschehen
11. Juni 1882 Teilnahme am Sängerfest in Winkel/Rheingau. 25. Juni Mitwirkung bei der Fahnenweihe des Turnvereins „Eintracht“ Gau-Algesheim. 26. Dez. 1883 Konzert mit Ball im Hotel Kaiser. 15. Juni 1884 Besuch des Sängerfestes in Gabsheim. 01. Jan. 1885 Konzert mit Christbaumverlosung im Hotel Kaiser. Die vorgetragenen Lieder gaben Zeugnis, daß die Sänger und ihr Dirigent, Lehrer Palzer , im verflossenen Jahre fleißig der edlen Sangeskunst oblagen. 25. Mai Mitwirkung beim 25. Stiftungsfest mit Fahnenweihe der Freiwilligen Feuerwehr. 07. Juni Besuch des Sängerfestes in Aspisheim. 15. Nov. Abhaltung eines Balles mit Einlagen von Liedvorträgen im Saalbau. 28. Febr. 1886 Konzert zu Gunsten des Kirchenbaues im Saalbau, das von dem Cäcilienverein und dem Männergesangverein gestaltet wurde. Im Programmdruck waren als Preise angegeben: I. Platz M. 1,50; II. Platz 50 Pf.; Stehplatz 25 Pf., jedoch sind der Wohltätigkeit keine Grenzen gesetzt. Das Konzert wurde in kultureller und finanzieller Hinsicht ein großer Erfolg. 26. April Ostermontag: Konzert und Ball im Hotel Kaiser. 06. Juni Teilnahme am Sängerfest in Büdesheim. 01. Jan. 1887 Konzert mit Christbaumverlosung im Saalbau. 27. Juni Mitwirkung beim Volksfest anläßlich des Gauturnfestes in Gau-Algesheim. 26. Dez. Feier des 50jährigen Priesterjubiläums von Papst Leo XIII (1878 — 1903).
1888 Gründung des Kirchenmusik-Vereins durch Pfarrer Koser
Um die Gottesdienste festlicher gestalten zu können, gründete Pfarrer Koser im Januar 1888 den Kirchenmusik-Verein, nachdem sich die Pfarrgemeinde bei festlichen Anlässen mit Musikern aus Nachbargemeinden behelfen mußte. Aus Spenden und Mitteln der Kirchengemeinde wurden Instrumente für 15 Musiker angeschafft. Mit der Leitung wurde der Mainzer Kapellmeister J.M. Wetzel betraut. Die 15 Musiker hatten teilweise Notenkenntnisse durch den Gesangverein „Cäcilia“, aber keine Instrumentalerfahrung. Erster Vorsitzender wurde Pfarrer Koser, zweiter Vorsitzender Eduard Hattemer I. der über viele Jahre bei der „Cäcilia“ das Amt des Ökonoms inne hatte. Beide Vereine hatten ein gutes Einvernehmen, Musiker und Sänger gestalteten in den Folgejahren viele Konzerte zusammen. 02. April 1888 Ball mit Einlage von Liedervorträgen im Hotel Kaiser. 10. Juni Teilnahme am Sängerfest in Appenheim. 01. Jan. 1889 Neujahrskonzert mit Ball im Saalbau. 23. Juni Sängerfest in Weiler. 18. Aug. Einweihung der neuen kath. Kirche. Mitwirkung bei der Ovation zu Ehren des hochw. Herrn Bischofs Paulus Leopold Haffner. 04. April 1890 Ostermontag: Ball im Pfälzer Hof von Georg Kiesel. 06. Juli Mitwirkung bei dem Sängerfest mit Fahnenweihe des MGV Gau-Algesheim. 01. Jan. 1891 Konzert und Ball im Saalbau. Der Rheinische Volksbote schreibt: „Die vorgetragenen Chorlieder zeugen von dem Fleiße und der treuen Pflichterfüllung des Dirigenten, Herrn Lehrer Palzer, und dem Bemühen des Vereins. Die humoristischen Vorträge waren sehr gut gewählt und man erkannte so recht den gesunden Humor der Sänger“. 06. Juni 1892 Pfingstmontag: Teilnahme am 25. Stiftungsfest des GV „Liederkranz“ Groß-Winternheim. 20. Aug. Mitwirkung bei der Festfeier zur Einweihung der „Eintracht“ Turnhalle. 1893/94/95 Die üblichen Neujahrkonzerte. 26. Jan. 1896 Konzert mit Ball im Saalbau. Die Kritik sagt: „Alle Lieder, worunter recht schwere Kompositionen waren, wurden exakt vorgetragen und Chorleiter und Sänger ernteten jedesmal wohlverdienten Beifall.“ 01. Jan. 1897 Konzert mit Ball im Pfälzer Hof. 26. Jan. Geburtstagsfeier für Kaiser Wilhelm II., auch unter der Mitwirkung des kath. Kirchenmusikvereins. Hierbei und auch bei vielen anderen Gelegenheiten sei nicht unerwähnt, daß Sänger und Musiker ein enges Freundschaftsverhältnis miteinander verbindet und sie sich gegenseitig unterstützen.
1898 Das Jahr ist ein Markstein in der Vereinsgeschichte. Feier des goldenen Vereinsjubiläums verbunden mit Weihe einer neuen Fahne.
Neujahrstag: Eröffnung des Jubeljahres mit einem Konzert und Ball im Saalbau. Der Konzertkritiker schreibt: „Der Sängerschar sowie dem Vereinsdirigenten, Herrn Lehrer Palzer, gebührt vollste Anerkennung für die dargebotenen Leistungen.“ Eigentliche Festtage: 26. und 27. Juni 1898. Als Festplatz wird die Gemeinde-Bleiche gewählt. Die Wirtschaft auf dem Festplatz und in der Turnhalle wird in eigener Regie übernommen. 2 Stück Wein wurden angekauft und zwar 1 Stück zu M 475 von Eduard Hattemer, 1 Stück zu M 490 von Gebr. Seligmann. Die Veranstaltungen finden unter freiem Himmel statt. Von den im Januar 1898 eingeladenen auswärtigen Vereinen haben 22 ihre Mitwirkung zugesagt. Der Vorstand bestand z.Zt. des Festes aus folgenden Herren: Konrad Schmitt II, Großherz. Beigeordneter, 1. Präsident August Ball, Schmiedemeister, Vice Präsident Joh. Jos. Eduard Hattemer, Landwirt, Ökonom Phil. Hattemer V., Schreinermeister, Kassierer Johann Weiner, Schriftführer. Die noch lebenden sieben Mitbegründer, die Herren Friedrich Barth 2., Michael Barth, Johann Dengler 4., Theobald Dengler 5., Heinrich Hattemer 7., Heinrich Hessel 4. und Johannes Hemmes, wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. An Herrn Heinrich Förster, Bingen (Dirigent des Kirchenmusikvereins), wird die Musik während der Festtage für zusammen 280 Mark inklusive Fahrt vergeben. Am ersten Tage werden 16 Musiker und am zweiten Tage 10 Musiker spielen. Der ganze Verein soll bei dem Feste einheitlich gekleidet sein und zwar schwarz, Gehrock und Zylinder. Für die Festdamen soll Fräulein Lenchen Vinzens unter Assistenz von Fräulein Anna Hattemer den Prolog sprechen. Der Rheinische Volksbote schreibt am 28. Juni 1898 u.a.: „Das Jubiläumsfest des Cäcilienvereins begann nicht unter günstigen Auspizien (Vorbedingungen). Der Himmel war mit Wolken bedeckt und leichter Regenschauer fiel von Zeit zu Zeit nieder. Trotzdem stellten sich schon zur Frühe viele fremde Gäste ein.….…“. Bei Anwesenheit von 22 auswärtigen Vereinen, sowie sämtlicher Ortsvereine, wurde programmgemäß gefeiert.“ Nach Abrechnung konnten die Verantwortlichen feststellen, daß trotz des schlechten Wetters das Fest noch recht günstig verlief und ein Gewinn von 181,34 Mark zu verbuchen ist! 08. Okt. Teilnahme an der Ovation für Bürgermeister Kleisinger anläßlich seiner Wiederwahl. 13. Nov. Mitwirkung beim Konzert der Kirchenmusik. Die Zeitreise durch die ersten 50 Jahre geben ein getreues und interessantes Spiegelbild der Vereinsarbeit. Sie zeigt, wie sehr sich der Verein um die Gestaltung des städtischen Gemeinschaftsleben bemüht hat. Die Sänger begriffen sich noch nicht als Träger von kulturellen Aufgaben. Für sie war das Singen ein Vergnügen, ohne einen künstlerischen Sendungsauftrag wahrzunehmen. In die öffentlichen Konzerte paßten daher auch durchaus humoristische Einlagen, und man war stolz, wenn dies besonders gewürdigt wurde. Neben Opern- und Operettenchören wurden Kompositionen gesungen, die geschichtliches, religiöses und vaterländisches Gedankengut widerspiegelten und den Empfindungen der damaligen Zeit angepaßt waren. Es ist daher nicht verwunderlich, daß uns heute viele dieser Texte und Melodien sentimental und rührselig erscheinen.
1899 — 1913 Mit personellen Veränderungen in das nächste Jahrhundert
Die Neujahrkonzerte waren mittlerweile zum festen Bestandteil eines jeden Jahres geworden. Für die in den letzten Jahren aufkommenden Gesangswettstreite konnte sich der Verein bisher nicht begeistern. Das hing sicherlich auch damit zusammen, daß der Chor ausschließlich von Lehrern der hiesigen Volksschule betreut wurde. Personelle Änderungen brachten auch neue Ziele und ansteigende Sängerzahlen. Die Zahl schwankte zwischen 29 und 49. Aus den Unterlagen ist herauszulesen, daß dies von der Harmonie innerhalb des Vereins abhängig war. 05. April 1902 Der 1. Vorsitzende, Herr Beigeordneter Konrad Schmitt 2., verstarb nach längerem Leiden. Neuer Präsident wurde August Ball. Ihm folgte dann 1904 Stadtrat Peter Hellmeister 2. Aus gesundheitlichen Gründen trat nach 22 Jahren Chorleiter Lehrer Palzer zurück. Nach einer Übergangszeit wurde Musiklehrer August Förster aus Bingen mit der Chorleitung betraut. Damit ging auch die Ära der Lehrer als Chorleiter zu Ende. Förster war in Gau-Algesheim kein Unbekannter, denn er leitete seit 1895 den kath. Kirchenmusikverein. Für jede Gesangsprobe erhielt er 3,50 DM. Einstudierungsinstrument war die Geige. Von Orgelbauer Körfer wurde für die jährlichen Konzerte ein Klavier für 10 Mark und zwei Freikarten ausgeliehen. Unter der Stabführung von Förster entfaltete sich das Vereinsleben neu. Für den Verein brach eine neue Zeitepoche an. 22. Nov. 1903 August Kleisinger in Gau-Algesheim geboren. Über mehrere Jahrzehnte war die „Kapelle Kleisinger“ ein Begriff in Gau-Algesheim und Umgebung. Viele Konzertveranstaltungen und Bälle wurden durch ihre Musik bereichert. August Kleisinger war ein „Vollblutmusiker“. Er spielte acht Instrumente und war aufgrund seiner Aufgeschlossenheit ein gefragter Partner der Vereine. Er starb am 3. Dezember 1989. 02. Febr. 1906 Die Generalversammlung beschließt, daß junge stimmbegabte Männer vom 18. Lebensjahr an, als Mitglieder aufgenommen werden und dem Zug der Zeit folgend, an Gesangswettstreiten teilgenommen wird. 01./02. Juli 25jähriges Vereinsjubiläum des MGV 1881 Gau-Algesheim. Aus diesem Anlaß war der Landesfürst, Seine königl. Hoheit, Ernst Ludwig, Großherzog von Hessen und bei Rhein, in unserer Stadt. Die „Cäcilia“ nahm am Gesangswettstreit teil und errang in der Klasse I, Abt. B. den ersten Preis und den Ehrenpreis. Ein Novum in der Vereinsgeschichte! 01. Jan. 1908 Festkonzert zur Feier des 60jährigen Stiftungsfestes. Durch die formvollendete Rede und durch einen von Kaplan Belz verfaßten und von Fräulein Maria Stegmayer vorgetragenen Prolog wurde der Veranstaltung die entsprechende Würde verliehen. 11. Aug. 1909 Dies war ein Ehrentag für die „Cäcilia“. Der Sängerveteran Josef Ewen, der 1882 nach Nordamerika auswanderte, war zu Besuch in seiner Heimat. Für die vielen Aufmerksamkeiten, die er zwischenzeitlich dem Verein zukommen ließ, wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. 01. Jan. 1910 Konzert in der Turnhalle mit Aufführung der Operette „Im weißen Rössl“. Die Turnhalle war bis zum letzten Platz gefüllt. Viele mußten leider umkehren! Die Veranstaltung war ein großer Erfolg. Wesentlichen Anteil daran hatte die Spielschar unter der Leitung von Georg Kiesel 1. Fastnachtmontag: Beteiligung an der 70jährigen Geburtstagsfeier von Kommerzienrat Richard Avenarius. Ehrenmitglied, Direktor Nathan aus Berlin, und Kommerzienrat Avenarius überweisen zur Förderung der Vereinsbestrebungen namhafte Geldbeträge. 07. Mai 1911 Mitwirkung an der Veranstaltung des Blumentages zum Besten der Säuglingsfürsorge Hessen. 02. Juli Teilnahme an dem Bundesfest des Mittelrheinischen Sängerbundes in Bingen. 12. Mai 1912 Mitwirkung bei der Einweihung des Bismarckturmes auf der Waldeck.
1913
Unter der Leitung von Sänger, Bäckermeister Georg Kiesel jun., bildet sich in der ev. Kirchengemeinde ein Kirchenchor. Der Gottesdienst fand zu dieser Zeit im Saal der alten Schule in der Langgasse statt. 01. Jan. Neujahrstag: Konzert und Ball in der Turnhalle. 03. Aug. Mitwirkung beim 25. Stiftungsfest des kath. Kirchenmusikvereins. 26. Okt. Mitwirkung an der Jahrhundertfeier der Erhebung und Befreiung Deutschlands.
1914 — 1924 Kriegs- und Nachkriegsjahre
Mit einem wohlgelungenen und gut besuchten Konzert in der Turnhalle wurde das neue Jahr 1914 begrüßt. Der Konzertkritiker schreibt: „ Die Prüfung hat die „Cäcilia“ glänzend bestanden. Es wurden gediegene, wenn auch komplizierte und anspruchsvolle Chöre auf den Neujahrstisch gelegt. Dem Dirigenten, Herrn Förster, gebührt volles Lob.“ Der Ausbruch des 1. Weltkrieges bremste die weitere Entwicklung. Am 1. August 1914 wird die deutsche Mobilmachung verfügt und Rußland den Krieg erklärt. Zwei Tage später erfolgt die Kriegserklärung an Frankreich. Wie ihre Gegner, glaubten auch die Deutschen einen gerechten Verteidigungskrieg zu führen. Ein Taumel der Begeisterung war in den Reihen des Vereines zu spüren. 35 Sänger wurden in den kommenden Monaten des Jahres 1914 zu den Waffen gerufen. Hierzu steht im Protokollbuch: „Die Sänger sind dem Ruf des Kaisers gefolgt um das Vaterland zu verteidigen.“ Sie glaubten nach einem raschen Sieg, Weihnachten wieder zu Hause zu sein. Leider ein Trugschluß, wie sich herausstellte. Aus dem Vereinsvermögen wurden Mittel bereitgestellt, um den im Kriegsdienst stehenden Mitgliedern Liebesgaben zu senden. Alle Vereinsaktivitäten ruhten. Am 22. August 1914 war bereits das erste Opfer aus den Reihen des Vereines zu beklagen. Sänger Adolf Fleischer fiel bei den Gefechten in Belgien. Durch eine Granatsplitterverletzung starb Anfang Januar 1915 Sänger Friedrich Hattemer in einem Lazarett zu St. Quentin/Frankreich. Am 12. Februar 1916 ist Sänger Georg Jouaux bei Ypern durch einen Kopfschuß den „Heldentod“ gestorben, und am 21. Juli 1916 starb in Rußlands Gefilden Sänger Jakob Lambrich durch einen Granattreffer. Sänger Wilhelm Ströbel wurde am 28. November 1917 bei Paaschendaele in Flandern schwer verwundet und ist an dieser Verwundung gestorben. Der Gesangverein Cäcilia hatte somit insgesamt fünf Kriegsopfer zu beklagen. Ehre ihrem Angedenken Insgesamt starben an den direkten oder mittelbaren Folgen dieses unglückseligen Krieges in Deutschland 12 Millionen Menschen, das waren etwa 18% der Gesamtbevölkerung.
1919
Nachdem am 11. November 1918 die Feindseligkeiten an allen Fronten eingestellt waren, kehrten die Kriegsteilnehmer wieder in die Heimat zurück und im Frühjahr 1919 konnten die Vereinstätigkeiten wieder aufgenommen werden. Die Heimgekehrten schlossen sich mit neuen Mitgliedern zusammen, so daß Mitte des Jahres 91 Sänger unter der Leitung von Dirigent Förster in der neuen Schule, Appenheimer Straße, mit den Proben beginnen konnten.
1920
Neujahrstag: Nach 6 jähriger Unterbrechung wurde wieder ein Konzert veranstaltet. Der „Rheinische Volksbote“ schreibt: „Der Männerchor ist stärker und gewaltiger geworden und verfügt über ein gutes Stimmenmaterial. Die vorgetragenen Chöre zeugten von einer guten Auffassung und vorzüglicher Schulung. Auch die aufgeführten Singspiele „Der wilde Toni“ und „Walpurgiszauber“ gingen flott über die Bretter und wurden mit wohlverdientem Beifall belohnt.“ Im Kriege hatte der Verfall der deutschen Währung begonnen, da die Kriegskosten nicht durch erhöhte Steuer aufzubringen waren und die Knappheit an Waren und Lebensmittel die Preise steigen ließ. Da auch die Eisenbahnpreise angestiegen waren, billigte der Vorstand dem Dirigenten Förster eine Erhöhung seines Honorars von 25 auf 35 Mark pro Gesangstunde zu.
1921
Präsident Peter Hellmeister 2. tritt aus Altersgründen von seinem Amte zurück und wird zum Ehrenpräsidenten ernannt. Nachfolger wird Stadtrat Wilhelm Ockstadt.
1922 Gründung des „Arbeiter-Männer-Quartett Sängerlust“
Auszug aus dem Protokollbuch: „Der moderne Zeitgeist ließ bei einer Anzahl Sänger die Stimmung laut werden, neben der aktiven Mitgliedschaft bei der „Cäcilia“ auch noch einem zweiten Gesangverein (Quartett) als Sänger, möglicherweise einem neu zu gründenden, anzugehören. Der Vereinsvorstand konnte diesem Wunsche, welcher einer berechtigten Grundlage in jeder Weise entbehrte, nicht zustimmen. Eine außerordentliche Generalversammlung bestätigte den Vorstand. Die Folge war der Austritt von 20 aktiven Mitgliedern.“ Sicherlich waren damals auch soziale und politische Gesichtspunkt mit ausschlaggebend, die einer Trennung Vorschub leisteten. Diese Entwicklung forderte zwar zunächst Meinungsverschiedenheiten heraus, die jedoch bald verschwanden. Übrig blieb ein distanziertes aber nie feindliches Nebeneinander. Am Montag, 10 Juli 1922, fanden sich deshalb im Gasthaus von Johann Heinrich Bischel 2., gegenüber dem Bahnhof, eine Anzahl sangesfreudiger Männer, die zum größten Teil der „Cäcilia“ angehörten, zusammen, um einen neuen Gesangverein zu gründen. Einberufer war Georg Scherffius, der diese Versammlung auch leitete. Bei dieser Gründungsversammlung wurde Peter Maus zum 1. Vorsitzenden gewählt und dem neuen Verein den Namen „Arbeiter-Männer-Quartett Sängerlust“ gegeben. Die erste Gesangsprobe des neuen Gesangvereines fand bereits am 12. Juli 1922 im Gasthaus von Heinrich Hofmann in der Langgasse statt. Erster Dirigent war Wendelin Kamp aus Kempten bei Bingen.
1923
Unter der damals herrschenden ökonomischen und politischen Krise hatten ebenso wie andere Vereine, auch die „Cäcilia“ und die „Sängerlust“ zu leiden. Die von den Siegermächten des 1. Weltkrieges geforderten Reparationszahlungen verschärften die Not. Inflation und Arbeitslosigkeit bestimmten den Alltag der Menschen. Dazu kam noch, daß bedingt durch die Besetzung des Ruhrgebietes durch französische und belgische Soldaten die deutsche Regierung das Volk zum passiven Widerstand aufrief. Geplante Veranstaltungen wie das „75jährige Jubiläum“ der Cäcilia und das Konzert der Sängerlust mußten ausfallen, da viele aktive und passive Mitglieder, vorwiegend Eisenbahner, wegen Teilnahme am passiven Widerstand in andere hessische Provinzen ausgewiesen wurden. Leidtragende der Inflation waren vor allem das mittelständische Bürgertum und die Vereine. Das Vermögen und die Ersparnisse wurden wertlos. In den Kassenbüchern wird mit „Billionen“ gerechnet. Stadtrat Wilhelm Ockstadt legt wegen Überlastung das Amt des 1. Vorsitzenden bei der „Cäcilia“ nieder. Neuer Präsident wird Theobald Fleischmann. In dieser Generalversammlung wurde beschlossen, den Sängerbeitrag pro Gesangstunde auf 25 Mark und den Jahresbeitrag für die passiven Mitglieder auf 100 Mark anzuheben. Außerdem darf der Proberaum von Sängern mit brennenden Pfeifen, Zigarren und Zigaretten nicht mehr betreten werden.
1924 „Arbeiter-Männer-Quartett Sängerlust“
In der Generalversammlung am 15. März 1924 wurde Karl Domdey zum 1. Vorsitzenden gewählt. Am 2. Osterfeiertage fuhren die noch anwesenden Sänger in Begleitung zahlreicher Freunde nach Darmstadt, um die ausgewiesenen Mitglieder zu besuchen. Mit diesem Besuch wollte man auch das Zusammengehörigkeitsgefühl mit ihnen zum Ausdruck bringen. Die Freude war auf beiden Seiten sehr groß. Ende August 1924, nachdem die ausgewiesenen Mitglieder wieder in die Heimat zurückgekehrt waren, wurde in beiden Vereinen die Tätigkeiten wieder regelmäßig aufgenommen. 7. Sept. 1924: Erstes Konzert in der Turnhalle unter dem Dirigat von Albert Grölls, Mainz, der inzwischen die Stabführung übernommen hatte.
26. Oktober 1924 Der Hessische Sängerbund wird in Darmstadt gegründet
Durch die verhältnismäßige späte Gründung des Hessischen Sängerbundes war es gelungen, die im Gebiet des Deutschen Sängerbundes um die Städte Darmstadt, Mainz und Gießen klaffende Lücke zu schließen und die zum Volksstaat Hessen gehörenden Männergesangvereine dem Deutschen Sängerbund zuzuführen. Über 400 Männergesangvereine mit 12000 Sängern erklärten ihren Beitritt, darunter auch der Gesangverein „Cäcilia“. Bei der Gründungsfeier im Städtischen Saalbau in Darmstadt war die „Cäcilia“ mit einer Abordnung vertreten und erhielt eine extra hergestellte Gründungsurkunde. Es wurde beschlossen, eine eigene Sängerzeitung — die Hessische Sängerwarte — herauszugeben. Der 1. Vorsitzende des Gesangvereins „Cäcilia“, Theobald Fleischmann wurde als Beisitzer in den Vorstand des Sängergaues Bingen berufen.
1925 — 1939 Die Zeit zwischen den Weltkriegen
Die Jahre der Besatzung 1923–1930 waren nicht frei von Zwängen und Einschränkungen, die sich dann von 1933–1945 im Hitler-Staat noch verstärkten. Nachdem sich die Währung stabilisiert hatte und wieder einigermaßen geordnete Verhältnisse eingetreten waren, konnte sich das Leben in den Vereinen weiterentwickeln. Sie konnten daran denken, neben den jährlichen Konzerten, Theaterabenden und Maskenbällen, die verschobenen Feste nachzufeiern.
1925
27. — 29. Juni 1925 Nachfeier des 75. Stiftungsfestes der „Cäcilia“ auf der Bleiche Eine neue Fahne, die dritte in der Vereinsgeschichte, wurde von der Bonner Fahnenfabrik zum Preise von 798.- Mark geliefert. Sie trägt auf der einen Seite das Bild der heiligen Cäcilia und auf der anderen das Stadtwappen mit dem Vereinsmotto: „Rein im Liede, rein im Wein, drum singt und trinkt am deutschen Rhein.“ Leider war am Ende des Festes ein Defizit von 1120,76 Mark zu verzeichnen. Aus gesundheitlichen Gründen wurde Chorleiter August Förster vom Dirigentenamt entbunden; Nachfolger wurde Heinrich Geisendörfer aus Mainz. „Arbeiter-Männerquartett-Sängerlust“: Ein Verein muß eine Fahne haben, um die sich die Mitglieder in Freud und Leid versammeln können! So wollten es die Anwesenden bei der außerordentlichen Generalversammlung am 25. Juli 1925.
1926 Fahnenweihe
Im Juni 1926 war es dann soweit. Verbunden mit einem Wertungs- und Ehren-Preissingen vom 26.–28. Juni 1926 wurde sie eingeweiht. Die Begeisterung war groß, denn die Firma Krieg & Schwarzer hatte den Auftrag zur Zufriedenheit aller zum Preise von 750.- Mark ausgeführt. Neben dem Gau-Algesheimer Wappen zierte der gewählte Gründungsspruch: „In Treue fest, zum deutschen Lied“, die Fahne. In diesem Jahre übernahm der Mainzer Heinrich Scherffius die gesangliche Leitung des Arbeiter-Männer-Quartetts.
1929
28. April 1929 3. Gauliedertag des Sängergaues Bingen anläßlich des 80. Bestehens des GV „Cäcilia“. 23 Vereine stellten sich den Wertungsrichtern im Saalbau Kühn und in der Turnhalle. Der Ausbruch der Weltwirtschaftskrise im Oktober 1929, die durch den Sturz der Aktienkurse an der New Yorker Börse ausgelöst wurde, machte sich auch in den beiden Vereinen bemerkbar. Da die Aufträge für die Industrie ausblieben, drohten Entlassungen und damit Arbeitslosigkeit. Das Wirtschaftsleben stockte und einzelne Banken kamen in Schwierigkeiten. Die Vereinskassierer hatten Angst, daß angesparte Gelder verloren gingen. Da die Arbeitslosenunterstützung bei einer nicht geringen Sängerzahl kaum ausreichte, das bloße Leben zu erhalten, wurden diesen eingeräumt, nur so viel von den seitherigen Beiträgen zu zahlen, wie es ihr Einkommen gestattete.
1933
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten gerieten beide Vereine in Schwierigkeiten. Mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30.01.1933 begann der Prozeß der Gleichschaltung in den Ländern und Kommunen, aber auch der Verbände und Vereine. Das Arbeiter-Männer-Quartett Sängerlust wurde vom 29. Juni bis 5. Oktober 1933 verboten, das Vermögen vorübergehend beschlagnahmt und erst nach Ablegung des „Arbeiter“ im Vereinsnamen wieder zugelassen. Von ihrem Chorleiter Fritz Jäger mußte sich der Verein aufgrund des „Arier-Paragraphen“ trennen. In außerordentlichen Mitgliederversammlungen wurde die Gleichschaltung vollzogen. Der Gauvorsitzende des Hessischen Sängerbundes, Heinz Wallior, und der Gau-Algesheimer Stützpunktleiter Ebner gaben die neuen Bestimmungen bekannt. Die bisherigen Vorsitzenden mußten sich jetzt „Vereinsführer“ nennen und weiter hieß es: „Der Vereinsführer ernennt den Vorstand, so verlangt es das Führerprinzip. Jeder Sänger muß die Überzeugung haben, daß er mit der Pflege des Deutschen Liedes eine nationale Pflicht erfüllt und soll diese nationale Tat allen gegenüber stolz bekennen.“ Alle Vereine mußten dem DSB beitreten. Daß dieses Diktat nicht bei allen Sängern Zustimmung fand, ist sicherlich nachzuvollziehen. Auszug aus dem Protokollbuch der Sängerlust zu diesem Punkte: „Wollen wir den weiteren Bestand und Aufstieg des Vereins, so geloben wir, daß wir im Streben noch größeres zu leisten nicht nachlassen werden und Hindernisse, gleich welcher Art, die sich uns entgegenstellen werden wir zu überwinden wissen.“ Führer des Gesangvereins „Cäcilia“ wurde Konrad Hang; Chorleiter der „Sängerlust“ Hanns Betz aus Mainz.
1934
Männer-Quartett-Sängerlust: Dem Verein wird ein Bechstein-Flügel zum Preise von 1200 Mark angeboten. Der Vorstand beschließt, das günstige Angebot der Fa. Mürzfeld aus Frankfurt anzunehmen und ihn zu kaufen.
1935
Geistl. Rat und Dekan Josef Rudolf ist 25 Jahre Pfarrer in Gau-Algesheim. An der Feier beteiligten sich auch die Gesangvereine. Der Chorleiter Hanns Betz stirbt an einer Lungenentzündung. Sein Tod bedeutet nicht allein für die „Sängerlust“, sondern auch für den Sängerkreis Bingen im Deutschen Sängerbund einen großen Verlust. Im Protokollbuch heißt es: „Mit Hanns Betz ist ein edler Mann, Dirigent und Menschenfreund von uns gegangen. Soweit diese Worte dehnbar sind, treffen sie bei dem Entschlafenen zu.“ Sein Nachfolger wird Gesangslehrer Josef Drösser aus Wiesbaden.
1938
90 jähriges Bestehen des Gesangvereins „Cäcilia“ Ursprünglich war geplant, das Jubiläum in einem größeren Rahmen durchzuführen. Bedingt durch die Sperre zur Abhaltung einer größeren Sängerveranstaltung durch den Sängerbund, kam es auf Anregung von Pfarrer Josef Rudolf, Geistl. Rat und Dekan, zu einer kirchenmusikalischen Feierstunde. Im Verkündigungsbuch der kath. Pfarrei steht auszugsweise unter dem 17. Juli 1938: „Heute Abend um 1/2 9 Uhr ist eine kirchenmusikalische Feierstunde in der Pfarrkirche, die der Männergesangverein Cäcilia aus Anlaß seines 90jährigen durch seine mehrstimmigen Gesänge verherrlicht. Dazu kommen Solovorträge geistlicher Lieder und Vorträge von kirchlichen Orgelstücken großer Meister. Zu diesen rechnet auch Christian Erbach, der um 1570 hier geboren ist. Er ist ein bedeutender Komponist von Orgelmusik und lateinischen sowie deutschen Gesängen und für die Entwicklung der Musik späterer Zeiten von maßgebender Bedeutung. Wir haben allen Grund auf diesen bedeutenden Musiker als Sohn Gau-Algesheims stolz zu sein. Da es sich heute Abend um einen Gottesdienst handelt, darf das Verhalten der Teilnehmer kein anderes als bei allen anderen kirchlichen Handlungen im Gotteshause sein. Das wolle man beachten.“ Die Orgelstücke wurden von Herrn Dr. Adam Gottron, Mainz, aus den Kopien des E. v. Werra im Bd. IV, der Denkmäler der Tonkunst in Bayern, Leipzig 1903, herausgegeben, abgeschrieben und den damaligen Chorleiter der „Cäcilia“, Hermann Hüther aus Mainz — er hatte im Dezember 1931 die Nachfolge von Herrn Geisendörfer angetreten — zur Verfügung gestellt. Hermann Hüther war neben seiner Chorleitertätigkeit Organist an der ev. Altmünsterkirche in Mainz und ein hervorragender und weithin bekannter Kirchenmusiker. Leider mußte er im 2. Weltkrieg sein Leben lassen. Seine Orgelkonzerte in der Altmünsterkirche erfreuten sich großer Beliebtheit und hatten immer einen guten Zuspruch. Von daher ist auch die Verbindung zu Prof. Dr. Dr. Adam Gottron enstanden. Im Protokollbuch ist zu lesen, daß das Gotteshaus bis auf den letzten Platz gefüllt war und viel Prominenz von auswärts dem Konzert beiwohnte.
1939
Der Ausbruch des 2. Weltkrieges am 1. Sept. 1939 lähmte alle Vereinstätigkeiten. Beide Chorleiter und eine ganze Reihe von Sängern wurden zur Wehrmacht eingezogen. Es wurde beschlossen, falls der Krieg länger dauern sollte, den Eingezogenen Liebespakete zu schicken.
1940 — 1945 Die Kriegsjahre
Da viele Sänger den Kriegsdienst ableisten mußten, war eine ersprießliche Arbeit in beiden Chören nicht möglich. Zwar wurde Chorleiter Josef Drösser von der „Sängerlust“ im September 1940 aus dem Heeresdienst entlassen und es fanden auch wieder Chorproben statt, aber erneute Einberufungen machten eine Weiterarbeit unmöglich. Vom Hessen-Nassauischen-Sängerbund, der Hessische Sängerbund war mittlerweile in diesen Verband eingegliedert worden, wurde immer wieder die Bildung einer Kriegschorgemeinschaft aus den drei Gau-Algesheimer Vereinen gefordert. Eine erste gemeinsame Probe fand dann auch am 7. Juni 1942 unter der Leitung von Josef Drösser im Saale Hofmann statt. Die Führung dieser „lockeren“ Vereinigung hatte Karl Domdey; Beisitzer waren Konrad Hang („Cäcilia“) und Franz W. Hessel (MGV). Zum Schriftführer wurde Sänger Peter Schäfer vom Männergesangverein bestimmt. Der erste Auftritt war am 27. Juni 1942 beim 50. Priesterjubiläum von Pfarrer, Geistl. Rat Dekan, Josef Rudolf, der den drei Gesangvereinen als inaktives Mitglied angehörte. Diese „Notgemeinschaft“ kam nie richtig zusammen. Im Protokollbuch ist hierzu folgendes vermerkt: „Die Chorgemeinschaft bestand aus drei Gruppen Gruppe I : Sänger, die jede Probe besuchten, Gruppe II : Sänger, die ab und zu erschienen, Gruppe III: Sänger oder Sonderlinge, die es vorzogen, ohne irgendwelche Entschuldigung fern zu bleiben.“ Aus diesem Grunde schlief sie mit der Zeit ein. Der Winter 1942/43 brachte die Wende im Kriegsgeschehen. Die Schlacht um Stalingrad machte es allen deutlich sichtbar. Im Juni 1944 bereiteten dann die Amerikaner und Briten die Invasion in der Normandie vor. Deutschland versinkt, wie schon vorher ganz Europa, in Blut und Tränen! Die Bomber der westlichen Allierten laden ihre Spreng- und Brandbomben über Deutschland ab. Bingen und Mainz sind besonders hart betroffen. Ende 1944 erreichen dann die Amerikaner und Briten den Rhein. Das Ende des Krieges ist abzusehen. Als die Amerikaner am 20. März 1945 in Gau-Algesheim einrückten, fanden sie eine Stadt vor, die der Bombenhagel des 2. Weltkrieges fast unberührt gelassen hatte. Auch durch die nachkommenden Panzerverbände wurden nur geringe Schäden verursacht. Im Juni 1945 zogen sich die letzten Amerikaner über den Rhein zurück. Unser heutiges Landesterritorium wurde französische Besatzungszone. Chef der französischen Armee und zugleich auch für die gesamte Zone verantwortlich war General Paul Koenig, eine große, bestimmende Persönlichkeit. Im November 1945 ließ er die Gründung demokratischer Parteien zu. Das staatliche Leben gewann seine erste Ordnung und Struktur.
1946 — 1948 Der Neubeginn
Der Zweite Weltkrieg hat die Landkarte grundlegend verändert. Die Zonengliederung führte 1945/46 zu einer Neuaufteilung des westdeutschen Gebietes und unser Rheinhessen wurde 1947 dem neuen Bundesland Rheinland-Pfalz zugeordnet. Wegen der damaligen wirtschaftlichen und politischen Schwierigkeiten kam das Vereinsleben nur ganz langsam wieder in Gang. Zum Singen bei Beerdigungen erteilte die französische Besatzungsmacht Einzelgenehmigungen und sie verfügte, daß für die Neugründungen Unterlagen vorzulegen sind. Die Einstellung der gesanglichen Tätigkeiten in den Kriegsjahren führte zu einer völlig neuen Auffassung des Begriffs „Freude spenden “. Alle, die zur Neugründung aufgerufen waren, wußten, was es den Menschen bedeutete, wieder froh, frei und ungezwungen sein zu können. Lagen doch nicht nur die Kriegsjahre hinter ihnen, sondern auch eine Zeit der Unfreiheit, wo weitestgehend der Frohsinn befohlen und gleichgeschaltet war. 14. April 1946 Neugründung der „Sängerlust“ im Saale Hofmann 1. Vorsitzender: Georg Hellmeister Chorleiter: Gesangslehrer Josef Drösser aus Wiesbaden 26. Dez. 1946 Erstes Konzert der „Sängerlust“ in der Turnhalle 08. Aug. 1946 Neugründung der „Cäcilia“ im Saale Hofmann 1. Vorsitzender: Josef Schmitt Chorleiter: Lehrer Georg Reitz 17./18. Jan. 1948 Nachfeier des 25jährigen Bestehens der „Sängerlust“ 17. Januar Kommers in der Turnhalle. Neben Künstlern aus Wiesbaden wirkten die kath. Kirchenmusik, der Gesangverein „Cäcilia“ und der Männergesangverein 1881 mit. 18. Januar Konzert in der Turnhalle. Unter anderem Aufführung des Löns-Liederspieles von Hermann Erdlen.
20. Juni 1948 Die Währungsreform
Um das Geldwesen zu ordnen, wurde als Sanierungsmittel die Währungsreform eingeführt. Die DM löste die RM ab. Jeder Einwohner erhielt am Stichtag 40 DM, das sogenannte Kopfgeld, ebenso bekamen Firmen 40 DM für jeden Beschäftigten. Die RM-Guthaben auf den Banken wurden 10:1 buchmäßig umgestellt, wobei nur die Hälfte verfügbar war. Da die Vereine infolge des Krieges keine großen Guthaben hatten, wurde die Währungsreform gut überstanden, da für das zweite Halbjahr 1948 die Beiträge in DM gezahlt wurden. 3.–5. Juli 1948 100jähriges Stiftungsfest des Gesangvereins „Cäcilia“ Feier in der Markthalle Dieses erste Fest nach der Währungsreform wurde als ein Feiertag der ganzen Stadt betrachtet. Alle Vereine sowie die Brudervereine aus der näheren Umgebung halfen an der würdigen Ausgestaltung mit. Ein großer Festzug bewegte sich durch die Straßen. Der Wein, aus großen Fässern gezapft, und das kräftige Essen von Festwirt Otto Lindemann sorgten für gute Stimmung.
1949–1975 Der Aufbau mit anschließendem Wirtschaftswunder
Das Schlimmste war überstanden. Die Menschen fassten neue Hoffnung. Aus dem Schmerz und der Verzweiflung, die der furchtbare Krieg hinterlassen hat, wuchs die Energie zum Neuen. Mit den „vollen Schaufenstern“ nahm das deutsche Nachkriegs- und Wirtschaftswunder seinen Anfang.Auch das bodenständige kulturelle Leben stabilisierte sich zunehmend und die Gesangvereine gewannen ihre angestammte Rolle im gesellschaftlichen Leben zurück. Die Schulabgänger kamen in die Vereine und die Chorstärke betrug in den Anfangsjahren bis zu 90 Sängern. Der Aufwärtstrend hielt bis in die 60er Jahre an. Nach dieser Zeit trennte sich die „Spreu vom Weizen“, zurück blieben die überzeugten Sänger, die sich nicht von den neuen Unterhaltungsangeboten abhalten ließen. 06. Febr. 1949 Konzert der „Sängerlust“ im Saalbau Kühn mit dem Budi-Trio aus Wiesbaden Hier wurde bereits spürbar, wie stark und fundamental das Chorleben wieder Fuß gefaßt hat. Der Konzertkritiker schreibt u.a.: „Der Saalbau Kühn war bis auf den letzten Platz gefüllt, als der Vorsitzende Hellmeister die Gäste begrüßte. Zur Vortragsfolge kamen überaus schwierige Werke wie „Die Hütte“ von Kaun, „An die Sterne“ von Stubbe, sowie die Uraufführung „Der Einsiedler“ mit einem Text von Eichendorff, vertont von H. Fleischer. Unter der Stabführung von Gesangsmeister Drösser aus Wiesbaden leistete der Chor vorbildliches.“ 10.Sept. 1950 Auszug aus dem Protokollbuch des Gesangverein „Cäcilia“: „Nach dem heutigen Freundschaftssingen in Heidesheim fand in der Gastwirtschaft Sonntag eine kurz anberaumte Vorstandsitzung statt. Tagesordnung: „Unwürdiges Verhalten des Dirigenten Hans Hohner.“ Was war geschehen? Bei dem heutigen Freundschaftsingen in der Heidesheimer Markthalle ließ Herr Hohner nach dem ersten Lied die Sänger auf der Bühne stehen und entfernte sich zu einem Auftritt in Nieder-Saulheim. Zwar wurde von Seiten des Veranstalters die vorgesehene Reihenfolge nicht eingehalten, was zu einem verspäteten Auftritt führte, dies rechtfertigt aber nicht diesen ungebührlichen und nicht angekündigten Abgang von der Bühne. Dem Chorleiter Hans Hohner wurde sofort schriftlich gekündigt!“ Die folgenden Jahre waren für beide Gesangvereine eine gute Zeit. Es wurde geübt, gesungen, Feste gefeiert, Konzerte und Theaternachmittage gestaltet, an Freundschafts- und Wertungssingen teilgenommen sowie Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung gemacht. 27.–30.Juli 1951 Begründung der Sangesfreundschaft zwischen Dingolfing und Gau-Algesheim Es war im Hochsommer 1951, als die Liedertafel Dingolfing zum 13. Deutschen Sängerbundfest nach Mainz fuhr und für die Dauer der vier festlichen Tage in Gau-Algesheim, der Heimatstadt ihres Sängers Jakob Hang, in herzlicher Gastfreundschaft untergebracht wurde. Damals wurde die Freundschaft Dingolfing — Gau-Algesheim begründet Es entwickelte sich eine Freundschaft zwischen dem niederbayrischen und rheinhessischen Sängern, die in den Folgejahren mit Besuchen und Gegenbesuchen vertieft wurde und bis heute Bestand hat.
1955 600 Jahre Stadt Gau-Algesheim
Am 11. Februar jährte sich zum 600. Male der Tag, an dem Karl IV im Jahre 1355 zu Pisa dem Dorf „Algesheim“ alle Rechte und Privilegien einer Stadt verlieh. Der Geburtstag gab den Kirchen, den Schulen und den Vereinen Veranlassung, in würdigen Veranstaltungen des bedeutungsvollen Ereignisses zu gedenken. Die Häuser waren festlich geschmückt und es war erfreulich, darunter die zum Festjahr neu geschaffene Gau-Algesheimer Stadtfahne zu sehen. In einer öffentlichen Gedenkfeier am Abend des 11. Februar 1955 im Saalbau Kühn, wurden die beiden Mitbürger, Herr Dr. Heinrich Avenarius-Herborn und Herr Karl Domdey, zu Ehrenbürgern ernannt. Die eigentliche Jahrhundertfeier fand im Festmonat Juli statt. Auf dem Platz hinter der Volksschule wurde ein geräumiges Festzelt aufgebaut, das zur Durchführung einer Reihe von vielseitigen Veranstaltungen diente. Den Auftakt bildete das 75jährige Stiftungsfest des Turnvereins „Eintracht“ vom 2.–4. Juli. Am 9. Juli veranstaltete der Gesangverein „Cäcilia“, der Männergesangverein 1881 und die kath. Kirchenmusik, zusammen mit der Trachtentanzgruppe „Edelweiß“ und der Stadtkapelle aus Dingolfing einen Rheinisch-Bayrischen Abend, während am 10. Juli das Männerquartett „Sängerlust“ zu einem größeren Konzert eingeladen hatte. Der große „Bunte Abend“ mit dem Südwestfunk fand am 16. Juli statt. 5. April 1955 Plötzlicher Tod von Karl Domdey Wie ein Lauffeuer verbreitete sich am Dienstag, dem 5. April 1955 die Kunde, daß der 64jährige Ehrenbürger und 1. Beigeordnete Karl Domdey nach kurzer, schwerer Erkrankung im Ingelheimer Krankenhaus verstorben ist. Der sich nicht nur in Gau-Algesheim, sondern auch im Kreisgebiet großer Beliebtheit erfreuende Demokrat, stand über 30 Jahre im Dienste der Allgemeinheit. So wurde er bereits 1923 in den Gau-Algesheimer Stadtrat gewählt und ab 1932 1. Beigeordneter. Die nationalsozialistischen Machthaber enthoben ihn zusammen mit Bürgermeister Anton Trapp im Jahre 1933 seines Amtes. Nach dem 2. Weltkrieg stellte er sich uneigennützig wieder zur Verfügung und übte das Amt des 1. Beigeordneten bis zu seinem Tode aus. Am 11. Februar 1955 wurde er aufgrund seiner Verdienste um das Allgemeinwohl anläßlich des 600. Stadtjubiläums zum Ehrenbürger ernannt. Neben seiner Familie, dem Beruf als Werkmeister bei der Firma Maehler & Kaege, Ingelheim, und seiner politischen Tätigkeit galt seine ganze Liebe dem Gesang. Er war Gründer und Präsident des „Arbeiter-Männerquartett Sängerlust“ bis zu seinem Tode. Nicht weniger geschätzt war er als Alterspräsident der Gau-Algesheimer Vereine, die immer gern seinen Ratschlägen Gehör schenkten. 30. Juni- 75jähriges Bestehen des MGV 1881 Gau-Algesheim 2. Juli 1956 An dem rheinischen Gesangswettstreit beteiligten sich 24 Männerchöre. 9. Nov. 1958 110 Jahre Gesangverein „Cäcilia“ Großes Jubiläumskonzert im Saalbau Kühn mit den ebenfalls unter der Leitung von Ferdinand Deiters, Wiesbaden, stehenden Chören MGV „Freundesbund“ Erbach und MGV „Frohsinn“ Rauenthal. 13./14. Jan. 1962 Theater-Nachmittage des GV „Cäcilia“ im Saalbau Kühn. Aufführung von „Pfeffer und Salz“ Auszug aus dem Protokollbuch: „Bei der Theateraufführung Pfeffer und Salz – Komödie in 3 Akten von Karl Bunje – hat es einen unangenehmen Zwischenfall gegeben. Der Bürgermeister Wilhelm Bischel und Geistl. Rat Josef Krämer hatten die Veranstaltung verlassen und das Stück als „unmoralisch“ bezeichnet. Das Theaterstück wurde uns von der Spieleberatung der Diözese Mainz zur Verfügung gestellt und wird von dort als „sehr gut“ bezeichnet. Es wurde ein Gutachten angefordert, eine Anzahl Abzüge gemacht und den beiden Herren, den gesamten Mitgliedern, der Lehrerschaft sowie den Vorsitzenden anderer Vereine zugesandt.“ 14.–16. Juli 1962 Sängerfahrt des Männerquartett „Sängerlust“ nach Belgien/Holland mit Besuch des Weltausstellungsgebäudes und Auftritt im Stadtpark. 23. Okt. 1963 Konzert der „Sängerlust“ im Saalbau Kühn. Auszug aus dem Protokollbuch: „Zum erstenmal in der Vereinsgeschichte wirkte dabei ein Kinderchor, Knaben und Mädchen der Gau-Algesheimer Volksschule, mit. Daß die Programmgestaltung mit den Kindern eine gute Lösung war, bewies der Beifall des Publikums.“ In der Generalversammlung am 18. Januar 1964 wurde beschlossen, den Kinderchor in den Verein aufzunehmen. Der 1. Vorsitzende Jakob Wenzel und Chorleiter Martin Carl wurden beauftragt, mit dem Rektor der Schule, Herrn Heinz Sarg, zu sprechen. Die Volksschule stimmte zu und die Kinder probten ab sofort unter Martin Carl. Leider war dies nicht von langer Dauer. Im Jahre 1966 löste sich der Chor wieder auf. 1966 1200 Jahre Gau-Algesheim Vielseitiges Programm In seinem Willkommensgruß zu den Veranstaltungen der Gesangvereine zur 1200-Jahrfeier schrieb Bürgermeister Wilhelm Bischel: „Sangesbrüder fühlen sich durch Gemeinschaftssinn und das Gefühl der Zusammengehörigkeit verbunden. Gemeinschaftssinn und das Gefühl der Zusammengehörigkeit sind auch die wesentlichen Komponenten für das Wachstum und das Gedeihen der Städte und Gemeinden. Es ist uns deshalb eine besondere Freude, die Mitglieder der Gesangvereine und den Trachtenverein Dingolfing mit der Kapelle Kurzlechner in unserer Stadt begrüßen zu können.“ 25. Juni 1966 Festkonzert des Männerquartett „Sängerlust” im Saalbau Kühn Ausführende: Emmi Hable, Rüsselsheim, Klavier Friedel Reisinger, Rüsselsheim, Bariton Horn-Quartett des Südwestfunk Carl’scher Männerchor Gräfenhausen GV „Germania“ 1873 Rüsselsheim Männerquartett „Sängerlust“ Gau-Algesheim Leitung: Martin Carl, Mainz 23. Juli 1966 Brückenschlag vom Rhein zur Isar Großer Rheinisch-Bayrischer Bunter Abend im-Saalbau Kühn. Der Gesangverein „Cäcilia“ hatte die Liedertafel Dingolfing, den Trachtenverein, die bekannte Kapelle Kurzlechner und Vertreter der Stadt Dingolfing zu Gast. Die Allgemeine Zeitung schreibt: „Heimatliches Brauchtum beider Städte, die offene und herzliche Begegnung von Mensch zu Mensch sind das bemerkenswerte Fazit. Nichts ist der Feststellung hinzuzufügen, daß die Menschen ohne die kulturelle Betätigung der Vereine ohne Heimat wären.“ 5. Mai 1968 Großes Festkonzert des Gesangverein „Cäcilia“ zum Anlaß des 120jährigen Bestehen im Saalbau Kühn Mitwirkende: MGV „Freundesbund“ Erbach, MGV „Frohsinn“ Rauenthal, MGV Orlen im Taunus Unterhaltungsorchester Bad Kreuznach, Leitung: Musikdirektor a.D. Weissenborn Gesamtleitung: Chormeister Ferdinand Deiters, Wiesbaden 2. März 1969 Besprechung der 3 Gau-Algesheimer Gesangvereine im Ratskeller, Marktplatz Da sich ein aktueller Nachwuchsmangel in einzelnen Stimmen bei allen Vereinen bemerkbar machte, trafen sich die drei Vereine zu einer Aussprache. Man vereinbarte, daß sich die Gesangvereine bei Beerdigungen gegenseitig unterstützen. Jeder Verein lernt die Grablieder des Brudervereins! 5.–7. Juni 1971 90 Jahre Männer-Gesangverein 1881 Gau-Algesheim Die Jubiläumsveranstaltungen fanden im Festzelt am Graulturm statt. Wertungs- und Freundschaftsingen am 6. Juni 1971.
19.–22. Mai 1972 50 Jahre Männer-Quartett „Sängerlust“ 1922
Verbunden mit einem großen Kritik- und Freundsschaftsingen Der Schirmherr der Veranstaltung war: Landrat Dr. Heribert Bickel Festfolge: 19. Mai Bunter Kommersabend mit den Gau-Algesheimer Vereinen und vielen Gästen. 20. Mai Die „Orginal Egerländer Musikanten“ unter Ernst Mosch 21. Mai Freundschaftssingen mit 17 Chören. Abends: Festball mit dem Schauorchester „Tivoli“ 22. Mai Abschlußball mit der „Contrast-Band“ Alle Veranstaltungen fanden im Festzelt am Graulturm statt. 5. Sept. 1972 Gesangverein „Cäcilia“ tritt dem Sängerbund Rheinland-Pfalz bei.
31. Mai — 3. Juni 1973 125 Jahre Gesangverein „Cäcilia“ 1848 Gau-Algesheim
Glanzvolles Jubiläum im Festzelt am Graulturm mit Verleihung des Wappenschildes des Landes, überreicht durch Landrat Dr. Heribert Bickel. Die Schirmherrschaft hatte der Präsident des Landtages Rheinland-Pfalz, Dr. Johannes Baptist Rösler, übernommen. Festfolge: 31. Mai Freundschaftssingen mit 14 Chören Abends: Tanz mit der „Dream-Band“ 01. Juni Grosser Bunter Abend mit dem Hazy-Osterwald-Sextett 02. Juni Jubiläums-Festabend mit dem Gesangverein „Liedertafel“ Dingolfing, der Volkstanzgruppe Dingolfing und den Gau-Algesheimer Vereinen 03. Juni Frühschoppen Musikalischer Ausklang mit der „Contrast-Band“ 6. Juni 1973 „Zelterplakette für den Gesangverein „Cäcilia“ Im Rahmen einer Feierstunde in der Lahnsteiner Stadthalle erhielt der älteste Verein unserer Stadt aus der Hand des Kultusministers, Dr. Bernhard Vogel, die Zelterplakette. Sie ist die höchste Auszeichnung, die an Gesang- und Musikvereine verliehen wird.
1975 Stagnierende Sängerzahlen zwingen die Vereine zu neuen Überlegungen
Konnte man noch in den 50er und 60er Jahren von einer regelrechten Blüte des Chorgesanges sprechen, so hat sich dies in den 70er Jahren grundlegend geändert. Die Anzahl der Sänger bei beiden Vereinen schwankte zwi-chen 40 und 45 und zur Aktivierung der Chorarbeit werden Rundschreiben verteilt, die aber leider wenig Wirkung zeigten. Freizeit und Freizeitgestaltung ist der Punkt, der für unsere Gesellschaft von immenser Wichtigkeit geworden war und nur wenige junge Sänger fanden den Weg in die Chöre. Die Folge war, daß die traditionsgemäß jährlichen Konzerte nicht mehr stattfinden konnten. Es wurden größere Zeitabschnitte eingelegt und Gemeinschaftskonzerte mit den Chören des jeweiligen Chorleiters veranstaltet. 11. April 1976 Gemeinschaftskonzert des GV „Cäcilia“ 1848, des MGV „Einigkeit“ Ockenheim, und des kath. Kirchenchores Bingen-Kempten unter Mitwirkung der „Contrast Band“ Gau-Algesheim in der Turnhalle. FOLKLORE AUS ALLER WELT Chorleitung: Hans Joachim Schäfer, Ockenheim 29. Okt. 1978 Männer-Quartett „Sängerlust“ 1922 Chor und Solistenkonzert in der Radsporthalle. Unter der Mitwirkung der Chorgemeinschaft „Eintracht“ Groß-Gerau, und des Eisenbahnchores Darmstadt. Solisten: Heinz Hassemer, Tenor, Rainer Bolenz, Bass Frau Emmi Hable, Rüsselsheim am Flügel. Gesamtleitung: Martin Carl, Mainz
1981 „Jugendchor Gau-Algesheim“ gegründet
1982
Als sich die Chorstärke weiter verringerte — in beiden Chören waren nur noch um die 35 Sänger aktiv — suchten die beiden Vereine „Cäcilia“ und „Sängerlust“ ein Gespräch mit dem Ziel, eine Chorgemeinschaft einzugehen. 20. Okt. 1982 Erstes Treffen der Vorstände beider Vereine im Gasthaus „Vater Rhein“. Tagesordnungspunkt: Gespräch zur Bildung einer Chorgemeinschaft. Grundsätzlich war eine Bereitschaft dazu vorhanden. Voraussetzung war aber, daß beide Vereine ihre angestammte Selbständigkeit behalten sollten. Die Mitglieder sollten dazu gehört werden
1983
20. Febr. Mitgliederversammlung der „Sängerlust” Rainer Bolenz wird neuer 1. Vorsitzender 9. März 1983 Abstimmungsgespräch zwischen beiden Vorständen im Bezug auf die Chorgemeinschaft. Bildung der Chorgemeinschaft vereinbart Nachdem die Sänger mehrheitlich für eine Chorgemeinschaft gestimmt hatten, konnten jetzt die Einzelheiten festgelegt werden: 1. Auftritt unter dem Namen: „Chorgemeinschaft Cäcilia/Sängerlust“ 2. Chorleiter Martin Carl wird ab sofort die Gesamtleitung übernehmen. Als sein Nachfolger steht Michael Voll ab 1. Februar 1984 fest. 3. Die Vereine bleiben selbstständig. Zur Bewältigung der Gemeinschaftsaufgaben wird ein Gremium gebildet mit Sprechern. (Willi Haupt und Philipp Link) 4. Erste gemeinsame Singstunde ist am 31. Mai 1983 in der Radsporthalle. Als neues Probelokal ist der Nebenraum des Schloß-Ardeck-Restaurant vorgesehen. 5. Für den 2. Weihnachtsfeiertag 1983 ist ein Konzert geplant. 6. Alle Auftritte erfolgen in Zukunft gemeinsam. 26. Dez. 1983 Erstes Konzert der Chorgemeinschaft Cäcilia/Sängerlust in der Schloß-Ardeck-Sporthalle Die Presse schreibt: „Die neu gebildete Chorgemeinschaft Cäcilia / Sängerlust führte Werke aus Barock und Romantik auf. Das Kulturgut „Gesang“ behält in der alten Weinstadt einen hohen Stellenwert. Wie anders könnte man den guten Besuch des Konzertes – über 600 anwesende Zuhörer – am 2. Weihnachtsfeiertag verstehen? Es war zugleich das Abschiedskonzert des langjährigen Dirigenten Martin Carl aus Mainz, der sich nach seiner verdienstvollen Tätigkeit in Gau-Algesheim in den wohlverdienten Ruhestand zurückzieht. In Würdigung seiner Verdienste um den Chorgesang wurde ihm vom Lande Rheinland-Pfalz die „Peter Cornelius Plakette“ verliehen.“ 28. Jan. 1984 Offizielle Verabschiedung von Martin Carl im ev. Gemeindehaus durch die politische Gemeinde, die Kirchen und den Verein. 1. Febr. 1984 Michael Voll wird neuer Chorleiter der Chorgemeinschaft 18. April 1985 Das Männer-Quartett „Sängerlust“ tritt dem Sängerbund Rheinland-Pfalz bei. 11. Febr. 1987/ 11. Febr. 1988 „Verdiente Bürger“ unserer Stadt werden geehrt Alljährlich am Tage der Stadtrechtsverleihung werden durch die Stadt verdiente Bürger ausgezeichnet. Im Jahre 1987 war dies neben Frau Hedwig Reitz unser im 84. Lebensjahr stehende Sänger Karl Kölsch . Es wurde gewürdigt, daß er seit 67 Jahren aktiver Sänger bei der „Cäcilia“ ist und dort vielfältige Aufgaben wahrgenommen hat. Außerdem ist er 68 Jahre Mitglied im Radsportverein und hat auch dort Dienste geleistet.1988 erhielten die Auszeichnung der Ehrenvorsitzende der „Cäcilia“ Hermann Hofmann und Willi Kilian, Ehrenmitglied der „Sängerlust“, aufgrund ihrer Verdienste für das Allgemeinwohl. 1. Mai 1989 Die Chorgemeinschaft beschließt die Außenrenovation der Laurenzikirche zu übernehmen 11. Febr. 1990 Malermeister Friedrich Wilhelm Hassemer „Verdienter Bürger unserer Stadt“ 50 Jahre Vorstandsmitglied bei der „Cäcilia“ und 20 Jahre Kassierer im Radsportverein zeugen von seinem großen Engagement.
1. Mai 1990 Festamt in der Laurenzikirche nach erfolgter Außenrenovierung
Unter großer Anteilnahme der Gau-Algesheimer Bürger wurde in einem Festamt die erfolgreiche Außenrenovation der Laurenzikirche gefeiert. Gleichzeitig konnte an diesem Tag die Rückkehr der vom Orgelbauer Körfer in der Herrbornstraße gebauten Orgel an den Ort ihrer Herstellung, sowie die Silberhochzeit des Sängerehepaares Marlies und Günter Ott gefeiert werden. Die Presse schreibt: Ein Jahrhundertwerk geschaffen „Wo gibt es eine solche Tat noch einmal? Freiwillig und unentgeltlich haben die Sänger der Chorgemeinschaft Cäcilia/Sängerlust in annähernd 2200 Stunden die Außenrenovierung der Laurenzikirche zum Abschluß gebracht.…. Die ganze Gau-Algesheimer Kirchengemeinde ist nun stolz auf die Sänger, denn sie haben ihr enorme Kosten erspart. Pfarrer Hellriegel bezeichnete den Arbeitseinsatz der Chorgemeinschaft Cäcilia/Sängerlust als ein wirkliches Ruhmesblatt der Gau-Algesheimer Geschichte. In einem Aufsatz über die Laurenzikirche und ihre Baugeschichte endet er: „Fromme Menschen, in der Hauptsache aktive Sänger der Chorgemeinschaft haben ein Jahrhundertwerk geschaffen. Vergelt es ihnen Gott! Deo gratias!“ Das, so Pfarrer Hellriegel, sollten die kommenden Generationen wissen. Die beiden Vorsitzenden Willi Haupt und Rainer Bolenz erklärten: „Mit unseren Arbeiten wollten wir zum Ausdruck bringen, daß Freundschaftsdienste auch in unserer heutigen Zeit noch möglich sind – zum Wohle aller, die diesen Flecken genauso lieben wie wir!“ 26. Okt. 1991 Familienabend in der Radsporthalle Im Mittelpunkt dieser Veranstaltung stand die Ehrung unseres aktiven Mitgliedes Karl Kölsch für 75 Jahre aktiver Sänger. Der im 90. Lebensjahr stehende Sänger hat sich große Verdienste um das Vereinsleben erworben. 14. März 1992 Außerordentliche Generalversammlung des Gesangverein „Cäcilia“ 1848 und des Männerquartett „Sängerlust“ 1922 in der Turnhalle Mit nachstehendem Schreiben wurden die Mitglieder eingeladen: Liebe Mitglieder der beiden Vereine! Am 12. April 1983 bildeten die beiden Gesangvereine „Cäcilia“ und „Sängerlust“ eine Chorgemeinschaft. Das gemeinsame Ziel war, mit beiden, durch das Fehlen von Sängern arg zusammengeschmolzenen Chören, wieder einen qualitativ guten Klangkörper zu bilden.. Nach nunmehr neun gemeinsamen Jahren können wir sagen, unsere Hoffnungen haben sich erfüllt. Das Zusammengehen hat sich bewährt, was sich durch die Leistungen des Chores belegen läßt. Auch im menschlichen Bereich sind wir uns nahegekommen, so daß bei der Generalversammlung 1991 von den Sängern der Wunsch kam, beide Vereine in einen Verein zusammenzuführen. Dies ist sicher sinnvoll, und da sich das Rad eh‘ nicht mehr zurückdrehen läßt, auch für die Vereinsführenden sehr zu begrüßen. Wir, die 1. Vorsitzenden der beiden Vereine haben deshalb für den 14. März 1992 um 19:30 eine außerordentliche Generalversammlung angesetzt, um den Mitgliedern der beiden Vereine die Fusion vorzuschlagen, und bei Zustimmung einen neuen Vorstand zu wählen und eine Satzung zu verabschieden. Für die „Cäcilia“ für die „Sängerlust Wilhelm Haupt Rainer Bolenz 1. Vorsitzender 1. Vorsitzender Alle Anwesenden stimmten der Fusion zu. Die Versammlung gab sich eine neue Satzung und die Eintragung in das Vereinsregister wurde beantragt. Der Name des neuen Vereins ist: Chorgemeinschaft Cäcilia-Sängerlust 1848/1922 e.V. Gau-Algesheim Zum Geschäftsführenden Vorstand wurden gewählt: Vorsitzender: Wilhelm Haupt stellvertr. Vorsitzender: Rainer Bolenz Kassierer: Franz Klumb Schriftführer: Gerhard Geiger 7. Dez. 1993 Vereinskleidung für kulturelle Zwecke angeschafft. Auf Beschluß der Generalversammlung vom 23.03.1993 hat sich der Vorstand um eine Vereinskleidung bemüht; die dann am 7. Dezember 1993 ausgeliefert wurde. Es handelt sich um einen zweireihigen Sakko in „Brombeer/Rot“ mit schwarzem Innenfutter, schwarzer Hose mit Gürtel sowie einem weißen Hemd mit verdeckter Knopfleiste und schwarzer Schleife. Die neue Kleidung wurde bei dem Konzert am 26. Dezember 1993 zum erstenmal getragen. 22. März 1996 Generalversammlung im Schloß-Ardeck-Restaurant Aufnahme der Alagast Singers in die Chorgemeinschaft. Bei dieser Mitgliederversammlung wurde beschlossen, daß die Alagast Singers –früher Alagastes Chor- als eine selbständige Gruppe in die Chorgemeinschaft aufgenommen werden. Die Alagast Singers Am 17. Dezember 1981 war in den Gau-Algesheimer Stadtnachrichten zu lesen: Jugendchor in Gau-Algesheim Ein Wunsch vieler heimischer Jugendlichen wurde wahr. Wolfgang Tauber, ein in Gau-Algesheim ansässiger Chorleiter, hat vor einiger Zeit einen Jugendchor ins Leben gerufen. Mittlerweile sind drei recht gut besuchte Chorproben durchgeführt und die Zahl der Mitglieder ist auf über zwanzig angewachsen. Ein Gespräch mit Wolfgang Tauber ergab, daß er damit rechnet, noch einige junge Leute zwischen 15 und 25 Jahren für seinen Chor gewinnen zu können, zumal er in den Literaturwünschen der jungen Generation voll Rechnung trägt. Die Palette der Lieder erstreckt sich über internationale Folklore, Beatles Songs, Musical-Melodien, Cat Stevens bis hin zu Hits der Gesangsgruppe „Abba“. Dies ist sogleich Angebot als auch Herausforderung an die Gau-Algesheimer Jugend. Die Gesangstunde ist von 19.00–20.00 Uhr festgelegt, jeweils vor der Chorprobe des Gesangvereins „Cäcilia“. Für Auskünfte steht Herr Tauber jedem zur Verfügung. Gerne erteilen auch die Chormitglieder Anette Dickenscheid, Römerhof, Georg Fleischmann, Obere-Bein, und Klaus Fleischmann, Christian-Erbach-Straße, nähere Informationen. Wolfgang Tauber hat damit in unserer Stadt ein Experiment gewagt, daß allen Anschein nach jetzt schon als gelungen bezeichnet werden darf. Vielen Jugendlichen, denen die Chorliteratur von Gesangvereinen nicht so nahe steht, ist damit die Gelegenheit geboten, sich mit ihnen zusagenden Melodien gesanglich zu betätigen. Diese Initiative des Herren Tauber ist nur zu begrüßen, da er den gesanglich interessierten Heranwachsenden die Möglichkeit einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung bietet. Es steht voll im Interesse der offenen Jugendarbeit in unserer Stadt, wenn sich die Zahl der Chormitglieder recht bald noch vermehren würde. Die Initiative für diesen neuen Chor ging von Musikredakteur Wolfgang Tauber aus, der zur damaligen Zeit Chorleiter des Gesangverein „Cäcilia“ war. Zielsetzung eines solchen Jugendchores sollte es sein, junge Menschen für den Chorgesang zu interessieren und für eine spätere Mitwirkung in den Gau-Algesheimer Gesangvereinen zu motivieren. Tatkräftige Unterstützung erfuhr der Jugendchor von Seiten des Gesangverein „Cäcilia“ durch den 1. Vorsitzenden Gerhard Bischel, der den Flügel zum Proben zur Verfügung stellte, als auch durch die Stadt Gau-Algesheim in der Person von Bürgermeister Franz Josef Bischel. Man gab sich den Namen „Jugendchor Gau-Algesheim“, und Annette Dickenscheid wurde zur Vorsitzenden gewählt. Die Chorliteratur umfaßte Volks- und geistliche Lieder (Folksongs und Spirituals) sowie Popmusik. Zur Kerb 1982 war schon der erste öffentliche Auftritt. Leider gab Wolfgang Tauber im Oktober 1982 seine Chorleitertätigkeit auf. Nun stand der junge Chor vor der ersten großen Bewährungsprobe, einen neuen Chorleiter zu finden, was sich durch die geringen finanziellen Mittel, die zur Verfügung standen, als sehr schwierig erwies. Michael Voll, der zur dieser Zeit als musikalischer Leiter der Gulaschsänger fungierte und eben auch den Gesangverein „Cäcilia“ übernommen hatte, war bereit, auch den Jugendchor zu betreuen und auch für die erste Zeit ohne Entgelt. Im April 1984 wurde dann Klaus Fleischmann zum 1. Vorsitzenden gewählt. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Chor bereits 26 Sängerinnen und Sänger. Im gleichen Jahre wurde nach langer Beratung auch ein neuer Chorname ausgesucht. Von nun an nannte er sich: „Alagastes-Chor 1982 Gau-Algesheim“ Am 13. April 1986 war es dann soweit; in der Aula der Christian-Erbach-Hauptschule fand das erste Konzert statt. Die Resonanz war hervorragend. Durch diesen Zuspruch wurde der Chor so sehr motiviert, daß beschlossen wurde, alle 2 Jahre ein Konzert durchzuführen. Die Anzahl der Chormitglieder hat sich stetig erhöht, so daß momentan 32 Sängerinnen und Sänger aktiv tätig sind. Die Chorliteratur hat sich ein wenig verändert, es wird mehr Jazz und Pop gesungen, und zu besonderen Anlässen auch kirchliche Lieder. Im Jahr 1996 trat der 1. Vorsitzende der Chorgemeinschaft, Willi Haupt, an den Alagastes-Chor mit dem Vorschlag eines Zusammenschlusses heran. Hintergrund dieser Idee war, den Chorgesang weiterhin aufrecht zu erhalten, wenn auch nicht in der traditionellen Form. Das hohe Durchschnittsalter der Mitglieder der Chorgemeinschaft und der mangelnde Nachwuchs war wohl ein weiterer ausschlaggebender Punkt. Durch den Zusammenschluß sollte der Fortbestand der Chorgemeinschaft gesichert werden. Nach Beratungen auf beiden Seiten wurde der Zusammenschluß vereinbart und während der Generalversammlung im März 1996 beschlossen. Der Vorstand des Alagastes-Chores wurde aufgelöst – Klaus Fleischmann und Katja Gerharz gaben ihre Ämter als 1. und 2. Vorsitzende/r nach 12jähriger Amtszeit ab. Es gibt fortan nur noch ein Gremium von 8 Personen, die die Belange des Chores regeln. In den erweiterten Vorstand der Chorgemeinschaft sind als Sprecher des Alagast-Chores Werner Buss und Katja Gerharz gewählt worden, die den Chor auch nach außen vertreten. Da der Alagastes-Chor durch die geänderte Literatur jünger und moderner wurde, regten einige Chormitglieder an, auch den Namen –der für nicht mehr zeitgemäß befunden wurde- zu ändern. Nach ausführlichen Diskussionen und Beratungen wurde von den Sängerinnen und Sängern der Name „Alagast Singers“ ausgewählt. Gleichzeitig, um das „neue Image“ der Alagast Singers auch verstärkt nach Außen zu dokumentieren, wurde ein neues Chor-Logo kreiert und eine neue farbenfrohe Chorkleidung angeschafft Dies auch vor dem Hintergrund und dem Wunsch vieler Chormitglieder, die Alagast Singers auch über die Grenzen Gau-Algesheims bekannt zu machen. 10. Nov. 1996 Benefizkonzert der Alagast Singers zu Gunsten der Projekthilfe „Straßenkinder in Afrika“ in der Christuskirche Büdesheim 28. Febr. 1997 Die Generalversammlung beschließt das 150. Stiftungsfest 1998 in einem angemessenem Rahmen zu feiern. 14. Juni 1997 „Choreley“ Thema Rheinromantik Bei der vom Kultursommer Rheinland-Pfalz präsentierten Mammut-Veranstaltung waren auch die Alagast Singers als Pop- und Jazz-Formation mit eingebunden. Das „Singende Land“ schreibt hiervon: „Der absolute Höhepunkt der chorischen Darbietungen war zweifelsohne der Pop und Jazzchor unter der wechselseitigen Leitung von Michael Kuhn und Michael Voll, denn diese Formation hat es mit Leichtigkeit geschafft, die Zuschauer zu wahren Beifallsstürmen hinzureißen.“ 5./7. Sept. 1997 Die Alagast Singers besuchen die Partnergemeinde Neudietendorf und geben dort ein Konzert unter Mitwirkung der „Contrast Dixies“. 25./26. Okt.1997 Der Männerchor der Chorgemeinschaft besucht die Partnergemeinde Erfurt/Stotternheim und gibt dort ein Konzert. 15. Nov. 1997 Gemeinschaftskonzert der Alagast Singers und des Musikvereins Münster-Sarmsheim in Münster-Sarmsheim. Hier wurde erstmals ein Experiment gewagt: Chor und Bigband, u.a. mit Songs der Gruppe „Queen“. Ein voller Erfolg! 16. Nov. 1997 Deutsche Talentbörse Internationale Amateur-Wettbewerbe für Unterhaltungskünstler. Beim 14. Amateuer-Wettbewerb für Nachwuchskünstler 1997 in Oestrich-Winkel konnten die Alagast Singers die „Goldene Tonleiter“ in ihrer Sparte erringen. 19. Nov. 1997 Konzert der Alagast Singers in Dietersheim unter der Mitwirkung der Country Band „Greyhound“.
150 Jahre Chorgesang 1848 — 1998 in Gau-Algesheim
Veranstaltungen 1998 — Sonntag, 18. Januar 1998 Eröffnung des Jubiläumsjahres mit einer Bilderausstellung und Vorstellung der Festschrift im Rathaus — Sonntag, 01. März 1998 Akademische Feier zusammen mit der Stadt, zum Anlaß der Stadterhebungsfeier. (11.Febr. 1355 durch Kaiser Karl IV) — Samstag, 25. April 1998 Konzert der Alagast Singers in der Schloß-Ardeck-Halle — Freitag, 01. Mai 1998 Mitgestaltung des Gottesdienstes in der Laurenzikirche und anschließender Bewirtung für Alle. Besuch der Liedertafel Dingolfing — Freitag, 28. August 1998 Starabend zusammen mit SWF4 — Samstag, 29. August 1998 14.00 Uhr Kinderfest rund um das Schloß Ardeck 20.00 Uhr Festkommers aller Gau-Algesheimer Vereine — Sonntag, 30. August 1998 Freundschaftskonzert mit Gastchören — Sonntag, 22. Nov. 1998 Kirchenkonzert in der kath. Pfarrkirche St. Cosmas und Damian mit Gastchören.
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Chorgemeinschaft Cäcilia-Sängerlust 1848/1922 e.V. Gau-Algesheim
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